Main-Spessarts Landrätin Sabine Sitter, Bundestagsabgeordneter Alexander Hoffmann und Landtagsabgeordneter Thorsten Schwab haben angesichts des plötzlich ganz anderen Verlaufs der geplanten Stromtrasse P43 gemeinsam einen Brandbrief an Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger geschrieben. Das teilen die drei CSU-Politiker in einer Pressemitteilung mit.
Sie fordern Aiwanger auf, seiner „Verantwortung gerecht zu werden und sich dafür einzusetzen, dass der Landkreis Main-Spessart nicht gleich doppelt belastet wird mit zwei großen Stromtrassen“. Man leiste bereits einen großen Beitrag zum Gelingen der Energiewende, denn SuedLink wird quer durch den Landkreis führen.„Es gibt es massiven Unmut darüber, dass sich der Trassenverlauf entgegen bisheriger Verlautbarungen deutlich verändern könnte“, schreiben Sitter, Hoffmann und Schwab. Der Vorzugskorridor für P43 sollte laut Netzbetreiber TenneT eigentlich komplett an der A7 entlangführen. Der Bevölkerung von Main-Spessart sei nicht vermittelbar, dass nun noch eine zweite große Stromtrasse mitten durch den Landkreis gebaut werden könnte – noch dazu dieses Mal als Freileitung. Zudem wäre die P43, wenn sie durch Main-Spessart gebaut werden sollte, viele Kilometer länger und rund 40 Prozent teurer als die deutlich vorteilhaftere Variante entlang der A7.
Sitter, Hoffmann und Schwab betonen, dass sie keineswegs grundsätzlich gegen den Bau neuer Stromleitungen sind. „Wir hatten daher auch nie den Bedarf der P43-Trasse angezweifelt, jedoch ihren geplanten Verlauf massiv kritisiert.“ Man verstehe noch immer nicht, warum eine Stromleitung, von der vornehmlich der Rhein-Main-Raum profitiere, nicht auch hauptsächlich in Hessen verlaufen könne, wie es bei den Überlegungen zur sogenannten modifizierten P43 („P43mod“) ursprünglich der Fall war. Seit mehr als drei Jahren beschäftigen sich die Landrätin, der MdB sowie der MdL bereits mit der geplanten 380-kV-Wechselstromleitung, die 2021 im Bundesbedarfsplangesetz zwischenzeitlich beschlossen worden war.
Im September 2020 waren die Landräte der betroffenen unterfränkischen Regionen nach Berlin gekommen, um ihre Argumente gegen die geplante P43-Trasse vorzubringen und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und dessen Parlamentarischen Staatssekretär mit Nachdruck aufzufordern, auch die Variante P43mod, die Unterfranken weitaus weniger belastet hätte, als mögliche Alternative in den neuen Bundesbedarfsplan aufzunehmen. „Dies ist trotz all unserer Bemühungen leider nicht geschehen, was wir sehr bedauern.“
Begründet wurde die ablehnende Haltung der Bundesregierung damit, dass sich Staatsminister Aiwanger schon 2019 mit seinen Ministerkollegen aus Hessen, Thüringen sowie dem Bund darauf verständigt hatte, die P43 mit Endpunkt in Bergrheinfeld zu realisieren. Im Gegenzug sei damals vereinbart worden, dass dafür die geplante Wechselstromleitung P44 ersatzlos wegfalle.
Zudem hatte Aiwanger eine Erdverkabelung der P43 versprochen – was sehr unrealistisch sei. Diese Möglichkeit bestehe laut TenneT zwar grundsätzlich, sei aber in Deutschland erst ein einziges Mal gemacht worden bei einer 380-kV-Wechselstromleitung. Nach Aussagen von Experten können Wechselstromleitungen wie die P43 nur in wenigen Kilometer langen Teilabschnitten erdverkabelt werden.
Da Staatsminister Aiwanger den Weg frei gemacht habe für die P43, müsse er nun wenigstens dafür sorgen, dass die Lasten der Energiewende in der Region halbwegs gleichmäßig verteilt werden, fordern Sitter, Hoffmann und Schwab: „Es ist Ihre Verantwortung, nun bei der Frage des Verlaufs und der Ausgestaltung ein überobligatorisches Engagement zu zeigen.“